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Chronik zur 75-Jahr-Feier 1999

Vor nunmehr 75 Jahren gründeten einige begeisterte Germeröder Sportschützen diesen Verein. Er war zuerst ein Kleinkaliber-Schützenverein. Erstes Vereinslokal war die Gaststätte Reinhardt.
Wir wissen heute recht wenig über diese Gründerjahre. Das liegt jedoch keineswegs daran, dass unsere Vorgänger keine Bücher führten, nein - es lag am 2. Weltkrieg, denn im Zuge der großen Säuberungsaktionen zum Kriegsende wurden die Unterlagen des Vereins verbrannt und die Gewehre an der Angermauer zerschlagen.
Das wenige, was wir über diese Zeit vor dem Krieg erfahren konnten, stammt aus Erzählungen alteingesessener Bürger und ehemaliger Schützenvereinsmitglieder. So soll die Mitgliederzahl stetig gestiegen sein und in seiner Blütezeit wurden fast 30 Mitglieder gezählt.

Erwähnen sollten wir das Jahr 1931, denn da entstand in Eigenleistung unterhalb des Dorfes am Probstweg der erste eigene Schießstand. Auf dem Stand befand sich eine Schießhütte, die aus Rundhölzern erbaut war und von der aus geschossen werden konnte. Diese Hütte wird uns heute immer wieder als ein wirkliches Schmuckstück für die damalige Zeit in Erinnerung gebracht. Der Schießstand war bereits als sehr modern und fortschrittlich anzusehen, denn im Zielhügel waren schon Betonwände eingelassen. Die Trefferanzeige erfolgte aus einer Anzeigendeckung vor dem Schusshügel heraus.
Aufnahme Sommer 1931: Schießstand am Probstweg (v. l. n .r.: Theodor Catherey, Fritz Rauh, Eduard Beck, Heinrich Küster, Heinrich Beck, Eduard Becker, Wilhelm Reinhardt, Forstmeister Lüdersen, sitzend: unbekannt, Eduard Rohmund, Johannes Rohmund)

Die Germeröder Schützen trafen sich am Sonntagmorgen und frönten dann bis zum Mittag mit Freude und Leidenschaft ihrem Schießsport. Auch die Geselligkeit soll hier nicht zu kurz gekommen sein. 1933 hatte der Schützenverein bereits 4 Vereinsgewehre, welche bei Heinrich Hollerbach deponiert waren. Die nationalsozialistische Machtübernahme brachte folgenschwere Veränderungen. Es kam zu erheblichem Mitgliederschwund und im Jahre 1939 wurde der Verein zwangsaufgelöst. Der Schießstand selbst wurde jetzt mehr und mehr zur paramilitärischen Ausbildung genutzt. Im Rahmen des Straßen- und Kanalbaues in den Jahren 1950 und 1951 wurde die Anlage zugeschüttet. Hier endet der erste Abschnitt unserer Vereinsgeschichte. Erst 8 Jahre nach Kriegsende wurde der Gedanke, den Schützenverein wieder neu ins Leben zu rufen in die Tat umgesetzt. Am 28. November 1953 war es dann soweit, der Schützenverein Germerode wurde neu gegründet. Die Personen, deren Namen eng mit dieser Initiative verknüpft sind, sollten hier erwähnt werden:
Fritz Sippel, Eduard Rohmund, Franz Sladeck, Walter Kohlhase, Karl Zindel, Georg Heckmann, Fritz Zindel, Emil Catherey, Heinz Lohmeier, Albert Nickel, Hans Mach und insbesondere Georg Windorf.
Zwar war ein geeigneter Raum im Saal der Gaststätte Sippel bald gefunden, aber Gewehre waren schwer zu bekommen und teuer. Dennoch ging man mit viel Engagement und Eifer ans Werk. Man legte zusammen und kaufte die ersten Gewehre, nun allerdings Luftgewehre. Der Schießstand wurde so gut es ging eingerichtet. Die Trefferanzeige erfolgte per Hand und mit Nummerntäfelchen. Bereits 1954 wurde eine Königskette hergestellt und der erste Schützenkönig, Vereinswirt Fritz Sippel, ermittelt. Seit dieser Zeit wird jährlich unser Schützenkönig ausgeschossen. Aus den Erzählungen wissen wir, dass diese Königswürde nicht gerade gern übernommen wurde, denn der Schützenkönig hatte die Ehre die gesamte Zeche des Königsballes zu bezahlen. Das errungene Hoheitssymbol wurde zum teuren Vergnügen, denn unsere Schützenbrüder legten sich jedesmal ganz schön ins Zeug und zeigten dem König wie trinkfest sie waren. Als die Handhabung zu extremen Auswüchsen führte, wurde eine finanziell humanere Regelung gefunden, die auch heute noch praktiziert wird, gleiches gilt für die jährlichen Vereinsmeisterschaften.
1958 kaufte man auf dem Ostermarkt in Eschwege die ersten Uniformen zum Stückpreis von DM 50,-, ein stolzer Betrag für die ca. 20 Mitglieder. Bis zum Beginn der 60'er Jahre waren die Aktivitäten des Vereins auf Germerode beschränkt und das Schießen mehr Spaß und Vergnügen als Sport. Geschossen wurde abwechselnd in den Sälen der hiesigen Gaststätten. Erst später stellte der Verein zwei Herrenmannschaften auf, die jährlich an den Landesrundenwettkämpfen auf Kreisebene teilnahmen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. So wurden Otto Rohmund 1960 Kreismeister im Luftgewehrschießen und Eduard Beck 1964 Kreismeister bei der Luftpistole.
Doch zurück zum Verein, der beständig wuchs und sich entwickelte. 1965, 1970 und 1979 wurden weitere Gewehre angeschafft. Nach und nach legten sich auch aktive Mitglieder eigene Gewehre zu und wer die Preise für Waffen kennt, weiß, dass schon viel Idealismus und Freude am Schießsport dazugehören, sich ein so teueres Gerät zu kaufen. Seit 1968 übrigens verfügt der Schützenverein über eine eigene Fahne, sowie über ein eigenes Vereinsabzeichen.
Dies waren sichtbare Symbole für das stetige Bergauf des Vereins, der in diesen Aufbaujahren von folgenden Vorsitzenden geführt wurde. 1953 bis 1958 Fritz Sippel, 1958 bis 1962 Otto Hartung, 1962 bis 1965 Eduard Beck, 1965 bis 1969 Karl-Heinz Remmert, 1969 bis 1989 Walter Beck, 1989 bis 2002 Hartmut Schön, 2003 bis 2007 Uwe Dippel und 2007 bis heute Andreas Iwan.
Die 70er Jahre waren für unseren Verein mit sportlichen Erfolgen verbunden, denn mit Dieter Marth, Helmut Rohmund und Eberhard Schön stellte der Schützenverein Germerode dreimal den Kreismeister der Junioren im Luftgewehr. Das Gewehr wurde Hauptschusswaffe und verdrängte schließlich die Luftpistole ganz. Ab 1978 nimmt auch eine Damenmannschaft an den Kreismeisterschaften teil. Sie wurde 1984 und 1992 Vizemeister.
1973 wurde erstmals ein Schwein geschlachtet und ein Schlachteessen für die Mitglieder und Gäste des Vereins veranstaltet. Diese Festlichkeit hat sich seitdem zu einem guten Brauch entwickelt und wurde zu einer ständigen Einrichtung im Vereinsleben.
Auch unserer äußeres Erscheinungsbild änderte sich. Die alten Uniformen hatten ausgedient und man schaffte sich neue an. Es ist übrigens die Uniform, die wir auch heute noch tragen, und mal ehrlich damit können wir uns doch sehen lassen...
Vielleicht war die neue Tracht der Auslöser dafür, daß wir uns kurze Zeit danach, im Jahre 1980, hinsetzten, eine ordentliche Satzung ausarbeiteten und uns ins Vereinsregister eintragen ließen.
Auch die Technik machte vor dem Verein nicht halt. In rund 400 Stunden Eigenleistung wurde 1981 und 1982 der Schießstand umgebaut und komplett neu gestaltet. Die manuelle Trefferanzeige wurde durch eine mechanische und später durch eine elektrische Zuganlage ersetzt.
Bis 1987 ermittelten wir unseren Schützenkönig durch das Scheibenschießen. Aber 1988 begann eine neue Ära, als wir das Vogelschießen auf einer eigens gebauten Schießbahn begannen und dort unser Königshaus ausschossen. So fand das erste Vogelschießen bei unserem Schützenbruder Friedrich Arnoldt, die nächsten Vogelschießen am Dorfgemeinschaftshaus statt. Diese Veranstaltung entwickelte sich zu einer festen Tradition, so daß das Vogelschießen seither immer am letzten Wochenende im August in den Räumen unserer Schießsportanlage stattfindet.
Ein absoluter Höhepunkt waren die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Vereinsjubiläum, das wir 1984 in würdiger Form und mit einem großen Fest begingen. Bei herrlichem Sommerwetter wurden allein im Festzug 800 Teilnehmer gezählt. Von diesem gelungenen Fest sprechen die Germeröder Schützen noch heute mit Stolz.
Nach langen Vorbereitungen und Plänen, die in den Anfangsjahren 1980 begannen, wurde ein großes Vorhaben in Angriff genommen. Der Schützenverein wollte eine eigene Schießanlage erstellen, um aus der Enge des Schießraumes im Gasthaus Meißnerhof den nun fast 80 Mitgliedern optimale Schieß- und Trainingsbedingungen bieten zu können. Mit Hilfe der Gemeinde Meißner, des Kreises und des Sportbundes wurde das Gelände am Sportplatz in Germerode erworben. Nach vielen Planungsentwürfen und behördlichen Vorgaben konnte endlich am 8. Mai 1993 der Bau der Schießsportanlage beginnen. In vielen, vielen Stunden, meist am Samstag oder in der Abendzeit, errichteten die Mitglieder in Eigenleistung eine schmucke Schießanlage (50m KK-Schießbahn, integriertem 10m Stand für Luftdruckwaffen, einen Aufenthaltsraum mit entsprechenden sanitären Anlagen, Küche usw.). Auch die Außenanlage wurde außerordentlich schön gestaltet. Dies erzählt sich einfach mit so ein paar Sätzen, aber wieviel Schweiß, Nachdenken, Material- und Werkzeugbereitstellung durch die Mitglieder geleistet wurde, kann hier gar nicht genug erwähnt werden. Keiner sollte besonders erwähnt werden, aber es muss dem Vorstand, Bauausschuss und vielen extra gedankt sein, die hier Entscheidendes geleistet haben. Nochmals vielen Dank - wer gemeint ist, weiß es schon... Die Einweihung im September 1994 nach nur ca. eineinhalb Jahren Bauzeit erfüllt den Schützenverein mit besonderem Stolz, zumal die Harmonie im Verein nicht verlorenging und so soll der Stolz auf diese tolle Leistung auch nicht verhehlt werden.
Damit sind wir auch schon mit unserer Rückschau in der Gegenwart angelangt. Heute zählt der Verein 144 ordentliche Mitglieder und zwei Ehrenmitglieder (Stand 4/99).Der Schützenverein Germerode ist zwar personell kein großer Verein, der aber in unserem Dorf eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
Wir haben unseren festen Platz im Germeröder Vereinsleben gefunden, pflegen enge Kontakte zu anderen ortsansässigen Vereinen und üben uns im Wettstreit mit Schützen von überall her. Besonders gute Beziehungen verbinden uns mit den Sportschützen aus Sontra und Pölitz (Schleswig-Holstein). Gegenseitige Freundschaftstreffen sind ein Höhepunkt unserer gesellschaftlichen Vereinsaktivitäten.

Hier endet unsere Vereinschronik an der Schwelle in das nächste Jahrtausend.

Die Chronisten rufen allen Schützenschwestern und -brüdern und allen Besuchern ein herzliches Willkommen zu und wünschen uns allen:,,Möge uns allen die Zukunft noch friedvolle Jahre bescheren, daß wir unseren Schießsport auch weiterhin mit viel Freude ausüben können!"

Hans-Otto Franz
Lothar Winter
Rolf Nickel